Gestalten erfordert eine Vorstellung von der Zukunft

Die DEUTSCHE STIFTUNG KRANKE NEUGEBORENE unterstützt Projekte, die einem gesellschaftlichen Diskurs Raum geben und damit bereits heute die Grundlage für die Zukunft legen.

Statusreport der DSKN - DEUTSCHE STIFTUNG KRANKE NEUGEBORENE

Der DSKN-Statusreport dient als Informationsgrundlage zu wichtigen Schwerpunkten der Versorgung kranker Neugeborener in Deutschland, die einer vermehrten politischen und gesellschaftlichen Wahrnehmung bedürfen, und verfolgt zwei wesentliche Ziele.
Mit dem Statusreport wird die existierende Datenlage in einer allgemeinverständlichen Weise zusammengefasst und der interessierten Öffentlichkeit verfügbar gemacht. Ein Abgleich des geforderten Zustandes mit dem Status quo ermöglicht die Identifizierung von Aufgabenfeldern gesellschaftlichen Handelns. Der Statusreport versucht die existierende Lücke in praktische Arbeitspakete zu übersetzen.
Inhaltlich orientiert sich der Statusreport an den Zielen der DSKN – DEUTSCHE STIFTUNG KRANKE NEUGEBORENE, in regelmäßigen Abständen werden einzelne Schwerpunkte detailliert bearbeitet.

Starke Eltern – starke Kinder: Wie elternfreundlich sind Neugeboreneneinrichtungen in Deutschland?

Ungefähr 20% aller Neugeborenen entwickeln unmittelbar nach der Geburt gesundheitliche Probleme, die eine stationäre Behandlung erforderlich machen. Die WHO/UNICEF-Initiative „Babyfreundlich“ setzt sich für die Umsetzung der B.E.St.®-Kriterien und die Verbreitung des Qualitätssiegels „Babyfreundlich“ in Deutschland ein. B.E.St.® steht für „Bindung“, „Entwicklung“ und „Stillen“. Die Kriterien beruhen auf den internationalen Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF. Sie sind die inhaltliche Grundlage der Zertifizierung einer Einrichtung der Geburtshilfe und Kinderheilkunde als „Babyfreundlich“.
Eltern sind die wichtigsten Bezugspersonen für ihre Kinder; eine gute Eltern-Kind-Interaktion ist wichtige Voraussetzung für die ungestörte kindliche Entwicklung. Der Aufbau der Eltern-Kind-Interaktion kann durch die Erkrankung des Neugeborenen und die damit verbundene Notwendigkeit einer stationären Betreuung erschwert sein; verschiedene strukturelle Voraussetzungen können die Eltern dabei auch in dieser Situation unterstützen. Unklar ist, ob mit den Kriterien der „Babyfreundlichkeit“ auch die Interessen der Eltern Berücksichtigung finden. 

Alles in einer Region: Wie gut ist die Versorgung kranker Neugeborener in der Region?

Die optimale medizinische Versorgung kranker Neugeborenen verlangt nach einer engen Zusammenarbeit von Krankenhäusern, niedergelassenen Ärzten, Hebammen, Therapeuten und allen weiteren Behandlungseinrichtungen. Die Politik hat dafür den Begriff der „transsektoralen Versorgung“ in den Mittelpunkt der sich entwickelnden Versorgungslandschaft gerückt und widmet den Schnittstellen zwischen unterschiedlichen Versorgungseinrichtungen besondere Aufmerksamkeit.
Für die Kinderheilkunde scheint vor dem Hintergrund des demographischen Wandels, der häufig zu beobachtenden beruflichen und Arbeitsmigration in der Zeit der Familiengründung sowie der „Überalterung ganzer Landstriche“ ein eklatanter Versorgungsmangel zu existieren.
Es stellt sich die Frage, ob die pädiatrische Versorgungsrealität dem regionalen Versorgungsbedarf überhaupt noch gerecht werden kann.

In die Zukunft investieren: Welche gesundheitsbezogenen Kenntnisse haben Eltern?

Neugeborene stellen die Zukunft einer Gesellschaft dar. Sie sind, auch vollkommen unabhängig von einer Erkrankung, unmittelbar nach der Geburt auf die Hilfe durch ihre Eltern angewiesen; die Entwicklungswissenschaften nennen sie deshalb auch „physiologische Frühgeburten“, die auf das emotionale und soziale Refugium ihrer Familie angewiesen sind.
Health literacy oder Gesundheitskompetenz ist die Fähigkeit, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden, um im Alltag angemessene Entscheidungen zur Gesundheit treffen zu können. Wenn dieses Gesundheitswissen früher von den Großeltern über die Eltern auf die Kinder weitergegeben wurde, der Hausarzt „seine Familie“ mitunter bereits über Generationen hinweg kannte, dann stößt dies heute auf enorme Herausforderungen: Das – auch medizinische – Gesundheitswissen hat einen Umfang erreicht, der disziplinär kaum noch zu beherrschen ist; die klassische Familie mit regionaler Verwurzelung ist eher die Ausnahme als die Regel; das Internet als Medium moderner Gesundheitsbildung präsentiert oftmals ungefiltert und interessengerichtet kommentierte Informationen.
Der European Health Literacy Survey zeigt, dass knapp 80% der Erwachsenen eine unzureichende Kenntnis im Bereich der Health literacy aufweisen. Konkrete Daten bezüglich der Gesundheitskompetenz im Umgang mit dem (kranken) Neugeborenen stehen derzeit nicht zur Verfügung, sind aber Voraussetzung für die Pflege und Versorgung eines (nicht nur) kranken Neugeborenen.